Oh mein Gott… ich habe eine neue Erkenntnis. Und zwar mache ich jetzt seit drei Wochen Praktikum in der Meeresbiologischen Abteilung meiner Uni im Zuge meines zweiten Masterjahrs. Während der ersten Woche merkte ich, dass ich deutlich auf meine Muffins reagiere, die eigentlich nur Zutaten enthielten, die ich bisher zumindest in der Menge immer gut vertragen habe. Außerdem bin ich plötzlich wieder sehr viel sensibler auf Fruktose. Gut, ich habe das Wochenende zuvor auf einer Halloweenparty ziemlich gesündigt wie ich zugeben muss (sogar etwas Käse und Gebäck, shame on me :-S) und habe mich die Tage davor in München auch nicht wirklich optimal ernähren können. Aber jetzt treten wieder deutlich Neurodermitisstellen zutage, die ich auch mit strengster Ernährung kaum in den Griff bekomme. Ab Dienstag fühlte ich dann sogar eine Erkältung herannahen und für Freitag musste ich mich krank melden, weil es mich so richtig erwischt hat. Hals so zu, dass ich keine Stimme mehr hatte, Fieber, Gliederschmerzen und einfach mega im Eimer. Die ND wurde wie gesagt wieder spürbar, was ich meinem wegen der Infektion stark alarmierten Immunsystem zuschrieb.Erst ab Donnerstag, also fast eine Woche später, fühlte ich mich in der Lage, wieder in die Uni zu fahren.
Mann, so erwischt hat es mich lange nicht mehr. Ob meine Ernährungssünden daran mit Schuld waren? Allerdings merkte ich, dass ich mich irgendwie nicht gut fühle. Ich hatte mich in dem Gebäude schon während der Vorlesung vor einem Jahr irgendwie nicht so gut gefühlt und deswegen sogar davon abgesehen, meine Masterthesis in der marinen Biologie zu schreiben. Ich gebe mir ernährungstechnisch wirklich allergrößte Mühe, nur mein Fleisch muss ich mir abends schon kochen und im Kühlschrank aufheben um es mitzunehmen, aber ohne Protein funktioniert mein Kopf einfach gar nicht und mein Blutzuckerspiegel lässt mich im Stich. Auf jeden Fall erscheinen einige kreisrunde, etwa 1 Centstück große Neurodermitisflatscher, die natürlich unangenehm jucken und brennen, auch die Knöchel meiner rechten Hand sind wieder etwas aufgegangen, was natürlich nicht so super ist, wenn man den ganzen Tag im Salzwasser rumpuddeln muss, um sich um Korallen und Anemonenfische zu kümmern.
Was auch sehr auffällig ist, ist, dass ich einen deutlich größeren Hunger auf Kohlenhydrate habe und meine Blutzuckerschwankungen etwas stärker sind (vielleicht einfach nur, weil ich mehr Kohlenhydrate gegessen habe??). Auf jeden Fall hatten mein armer Mann und ich abends einige Zusammenstöße, weil ich eine entsetzliche Laune hatte, die aber nicht nur mit Blutzuckerschwankungen zu erklären sind. Und nein, es war auch definitiv keine PMS. Ich bin einfach dauerhaft übellaunig und unzufrieden. Zu einem gewissen Teil liegt es mit Sicherheit auch daran, dass ich etwas gefrustet über das Praktikum bin, da ich nicht wirklich ordentlich eingeführt wurde und kaum etwas erklärt bekomme und, da wir zu viert sind, ich oft nur unnütz rumstehe und mich schrecklich langweile während ich die Zeit tausendmal lieber mit meinen Ernährungsbüchern und dem Blog zubringen würde. Aber ich fühle mich auch immer so kraftlos und bin teilweise wieder wie benebelt im Kopf und auf den Zugrückfahrten schlafe ich jedesmal wie eine Tote. Dreimal musste ich sogar in der Mittagspause ein Nickerchen machen (ich besitze zum Glück die Fähigkeit, überall und notfalls auch im Sitzen zu schlafen, zum Glück schlafe ich mittlerweile aber endlich auch nachts in meinem eigenen Bett gut), was ich echt lange nicht mehr musste.
Als es dann gestern durch die Decke tropfte, als wir im Keller waren, wurde ich hellhörig. Das Gebäude ist wirklich alt und in einem sehr schlechten Zustand. An einer Stelle kommt sogar Klee hereingewachsen. Überall sind rostige und sehr marode Abwasserrohre und an den Decken sieht man Flecken von der Feuchtigkeit. Und als wir oben einen größeren Wasserwechsel an einem der Aquarien durchführten und das Wasser in eins der Waschbecken ließen, kam von unten die Doktorandin hochgerannt und beschwerte sich, dass es unten wieder tropfe. Das Rohrsystem in dem Gebäude ist tatsächlich unglaublich marode und auf meine Frage hin, weil es mir jetzt heiß und kalt den Rücken runterlief, ob es dann hier ja auch Schimmel geben müsse, lachte die Doktorandin nur laut und sagte, dass ich das lieber nicht wissen wolle. Ich vergewisserte mich dann nochmal bei der Laborantin (sie erzählte mir außerdem, dass die Oberlichter undicht gewesen sind und vor vor einer Weile erst saniert wurden und dass das Gebäude eigentlich schon seit 10 Jahren abgerissen werden soll) und besah mir einige der Kellerräume noch einmal genauer. Schimmel. Nicht sehr deutlich zu sehen, aber… das war es also. Das war es!!! Die Zeit, als meine Neurodermitis so krass schlimm wurde und ich so unfassbar sensibel auf Histamin reagierte, war, als ich meine Vorlesungsmodule in der Meeresbiologie hatte! Von Oktober bis Anfang Februar! Das war genau die schlimmste Zeit, wo es mir so schlecht ging wie nie zuvor! Auch bekam ich jetzt wieder wie damals plötzlich spontanes Nasenbluten.
Zuhause schnappte ich mir sofort mein Ernährungstagebuch, denn ich wollte etwas überprüfen; im Sommer hatte ich nochmal ein vierwöchiges Modul in dem Gebäude gehabt, Gewässerkunde, da müsste ich dann doch auch etwas gemerkt haben. Wie gut, dass ich so akribisch alles notiert hatte! Ich schlug die entsprechende Seite auf und ahnte, was jetzt kommen würde. Und tatsächlich, es war exakt der Montag, wo ich abends auf einmal so stark auf Kokosnusswasser reagiert hatte in einer Menge, die ich ansonsten super vertragen hatte und wo ich so fassungslos darüber war, weil ich dachte, meine Mengen inzwischen zu kennen und sogar den Horror bekam, dass ich gegen Kokosnuss allergisch geworden wäre, dabei war meine Verträglichkeitsschwelle für Fruktose nur stark gesunken. Außerdem hatte ich auch ein paar Erlebnisse mit Stimmungsschwankungen und depressiven Verstimmungen und weiteren Reaktionen in dieser Zeit notiert.
Und jetzt macht es auch großen Sinn, dass ich mich in Ägypten am Roten Meer so fantastisch gefühlt hatte und plötzlich alles essen konnte, was ich wollte, ohne die geringste Reaktion. Es hatte dort Jahre lang nicht geregnet, bei der Trockenheit ist Schimmelbildung natürlich nahezu unmöglich. Auch in meinem Elternhaus hatten wir immer ein gewisses Schimmelproblem und meine einzigen Asthmaanfälle meines Lebens bekam ich bei den beiden Malen, als ich einen Bekannten in seinem unfassbar verschimmelten Haus besuchte, wo die Wände schon wirklich schwarz waren. Schimmel führt zu IgE-Reaktionen im Körper, also zu allergischen Reaktionen, was natürlich die körpereigene Histaminausschüttung anregt, weswegen dann weniger Nahrungshistamin vertragen wird und das Immunsystem einfach allgemein in Aufruhr ist. Schimmel kann durch toxische Überlastung auch zu allen möglichen anderen schlimmen Problemen führen, wie neurologischen Erkrankungen, Chronic Fatigue-Syndrom, Autoimmunerkrankungen und sogar Krebs (meine Eltern haben jahrelang im schimmeligsten Raum unseres Hauses geschlafen und meine Mama hat ja 2013 Brustkrebs Edit: und mein Vater 2016 Hirnkrebs bekommen. Und auch meine Mama hat eine starke Neigung zu Nasenbluten, was eine typische Reaktion auf Schimmel ist).
Was heißt das jetzt? Zum einen, tut alles um Schimmel zu meiden, es macht wirklich krank, manche schleichend, und manche merken es sehr stark. Die beiden Jungs, die mit mir gerade Praktikum machen, mussten sich auch schon für ein paar Tage krank melden, das Mädel klagt über ständige Erschöpfung und der technische Mitarbeiter, der mit Leiter des Instituts ist seit vielen Jahren sieht ebenfalls immer extrem erschöpft und einfach irgendwie leidend und ungesund aus (als ich ihn das erste Mal sah dachte ich, er wäre Veganer, also einer von denen, die es so gar nicht hinkriegen mit ihrem Nährstoffhaushalt) und erzählte mir vor ein paar Tagen, dass er irgendwie jedes Jahr neue Nahrungsmittelallergien dazubekäme.
Und das andere, was ich nochmal deutlich erkannt habe: So viel wir auch machen können mit Lebensstil und Ernährung, so viele Faktoren gibt es auch, die sich unserem Einfluss entziehen. Manches liegt tatsächlich in unserer Umwelt begründet. Mit anderen Worten: Es ist nicht deine Schuld. Vielleicht hast du es wie ich schon erlebt, dass der Kranke zum Schuldigen gemacht wird. Dass man mit guten Ratschlägen zu Tode genervt wird und dass jeder es besser weiß, was für einen das Richtige ist, und was man natürlich alles falsch macht, dass man diese Krankheit erleiden muss. Dass man ja selber Schuld ist, wenn man die und die Creme nicht benutzt oder man sich so einen psychischen Stress macht, dass man nichts unternimmt, oder, wie bei mir, dass ich zu viel rumprobiere, oder gar, dass man ja auch einfach das Kratzen unterlassen könnte… o_O
Nein, ich denke, wir sind durchaus Opfer, aus irgendeinem Grund (bei mir war es wahrscheinlich die Depression und Gestresstheit meiner Mutter während sie mit mir schwanger war – eine hohe Cortisolausschüttung führt nachweislich zu starkem Verlust von Nährstoffen wie Vitamin C und Magnesium und überhaupt zu einem ziemlichen Hormondurcheinander und vielen weiteren Problemen im Körper und auch direkt im Körper des Ungeborenen) werden wir gehandicapt geboren und haben es ein bisschen schwerer im täglichen Überlebenskampf als andere.
Doch damit will ich es jetzt nicht belassen! Denn diese Opferrolle bringt uns rein gar nichts! Niemand wird jemals dafür aufkommen und uns „entschädigen“ und erst recht nicht retten. Denn niemand weiß, wie schlecht es uns wirklich geht und vor allem, was uns gut tut. Das wissen nur wir selbst und deswegen müssen wir die Verantwortung für unser eigenes Glück und Wohlbefinden selbst in die Hand nehmen! Zu lange habe ich mich einfach nur selbst bemitleidet und wertvolle Jahre verloren. Jetzt möchte ich einfach nur noch mein Schicksal selbst in die Hand nehmen und mir das Leben aufbauen, das ich schon immer haben wollte. Natürlich mit einer ordentlichen Portion Gottvertrauen, das ist einfach meine Lebenseinstellung, die mir hilft, nicht zu verzweifeln (ich bin im Nachhinein auch sehr dankbar dafür, dass ich jetzt ne Woche lang krank war, und somit weniger Zeit in dem Gebäude verbringen musste! Und vor allem durch dieses Leid die Wahrheit erkennen durfte).
Aber woher auch immer du deine Kraft schöpfst, steh auf geh deinen Weg, auch wenn wir nicht die Macht über alles haben, so ist es doch ein ziemlich geiles Gefühl, wenigstens über ein bisschen die Kontrolle zu besitzen. Ich bin jetzt diesem Mist-Schimmel ausgesetzt, aber trotzdem fällt mir hauttechnisch nicht wieder alles auseinander, denn ich habe nun genug Tricks gelernt, wie ich dem entgegensteuern kann. Ich habe mir auch sofort für die Woche nach dem Praktikum einen neuen Termin für eine Vitamin C-Infusion gemacht und jetzt muss ich halt in den sauren Apfel beißen, und sehr spartanisch essen. Aber alles ist besser, als das nochmal durchzumachen.
Und dennoch stelle ich mir jetzt die Frage: Wie würdest du vorgehen? Was kann ich noch in dieser Situation tun? Kann ich mich krankschreiben lassen, wenn ich auf etwas am Arbeitsplatz allergisch reagiere? Eigentlich ist das ja unzumutbar. Wenn ich mir vorstelle, dass manche dort wirklich monate- oder jahrelang arbeiten… Ich würde am liebsten gar nicht mehr hingehen, ich fühle mich einfach furchtbar dort, was echt schade ist, da ich die Leute und die Arbeit an sich total mag. Hast du vielleicht einen Ratschlag für mich?
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