Vitamin C-Infusionen

Gestern habe ich meine vierte Vitamin-C Infusion hinter mich gebracht. Meine neue Heilpraktikerin, die auch promovierte Chemikerin ist und ziemlich fit auf dem Gebiet der Nahrungsmittelintoleranzen und in Sachen Darmgesundheit und sich da auch ständig am Weiterbilden ist (und die durch die Paläo-Ernährung ihre Neurodermitis losgeworden ist), schlug es mir vor, um meinen Histaminlevel weiter zu senken. Mit der Ernährung kam ich zwar ganz gut voran, der ständige große Aufwand und die Entbehrungen begannen aber, ziemlich belastend für mich zu werden, zumal auch der Stress mit meiner Selbstständigkeit und dem Studium im Sommer erheblich zunahmen.

Bisher kannte ich Vitamin C-Infusionen nur aus der begleitenden Krebstherapie, meine Mama hatte nach ihrer Chemo einige Sessions gemacht und meinte, dass es ihr ziemlich gut getan habe. Ich hatte auch schon zuvor gemerkt, dass mir die orale Einnahme von Ascorbinsäure einen deutlichen Heilungsschub beschert hatte und ich hatte Hinweise darauf gefunden, dass es irgendwie Histamin entgegenwirkt (hier eine Studie dazu). Ursprünglich hatte ich es nur gekauft, um meinen Salatdressings eine säuerliche Note zu verpassen und nahm ein Vitamin C-Präparat zusammen mit Quercetin (ein Bioflavonoid) ein, was innerhalb von Minuten Quaddeln auf meiner Haut verschwinden ließ. Ich hatte es aber bisher in erster Linie dem Quercetin zugeschrieben. Nachdem ich mit meiner Heilpraktikerin einen Termin für die erste Infusion ausgemacht hatte, der leider wegen ihres Urlaubs erst vier Wochen später stattfinden konnte, begann ich, gezielt höhere Dosen Ascorbinsäure oral einzunehmen. Es tat dem Energielevel und der Haut unglaublich gut, dummerweise vertrug ich es mit dem Darm überhaupt nicht, in größeren Mengen ist es viel zu sauer für den basischen Darm, und ich bekam so heftige und faulige Blähungen, dass mein Mann einzelne Nächte im Wohnzimmer verbrachte, weil es mit mir nicht mehr auszuhalten war… Es dauerte leider eine Weile, bis ich überhaupt merkte, dass es von der Ascorbinsäure kommt und ich fürchte, mein Darm hat sich immer noch nicht so ganz davon erholt. Mittlerweile nehme ich ein mit Calcium gepuffertes und dadurch verdauungsfreundliches Präparat ein, reines Calzium-Ascorbat, ohne irgendwelche Zusatzstoffe.

Edit 2018: Ich persönlich merke keine histaminsenkende Wirkung von dem gepufferten Histamin, habe es sogar gezielt ausprobiert, aber meine Haut sagt nein… Ich bin jetzt auf Camu-Camu umgestiegen und vertrage es supergut, scheint also citronensäurearm zu sein. Auch die reine Ascorbinsäure vertrage ich mittlerweile oral auch mal in höheren Dosen, mein Darm scheint inzwischen deutlich resilienter zu sein.

So, nun aber zu den Infusionen. Ich bin kein wirklicher Fan von Spritzen, aber das Wissen, dass mir das gleich mega gut tun würde, ließ mich mich sogar richtig darauf freuen! Ich las im Internet, wie es einem einen richtigen Energieschub verpassen kann und war sehr gespannt auf die Wirkung. Der Einstich ist gar nicht so schlimm und es läuft relativ schnell durch, ca. 10 Minuten dauert es. Ich bekomme zur Zeit eine Dosis von 7,5 g reiner Ascorbinsäure einmal pro Woche. Es war schnell überstanden, meine Heilpraktikerin gab mir noch die Empfehlung, sehr viel zu trinken an dem Tag und meinte noch, es könne sich gleich anfühlen, als hätte ich einen Energiedrink zu mir genommen. Ich fuhr im Anschluss zu meiner Mama und machte mit ihr einen Spaziergang. Ich hatte wirklich große Erwartungen an die Wirkung, es wäre also DIE Chance für den Placebo-Effekt gewesen, zuzuschlagen! Aber erstmal merkte ich überhaupt gar keinen Unterschied. Ich war schon richtig enttäuscht und dachte mir, dann waren die Schilderungen wohl leider übertrieben oder ich spreche nicht so darauf an. Doch dann, als ich mit meiner Mama ca. zwei Stunden später am Spazierengehen war und ich schon gar nicht mehr daran dachte, hielt ich auf einmal inne und realisierte, was ich für eine unglaublich gute Laune hatte. Auch war es, als hätte sich mein Gesichtsfeld erweitert und ich würde alles viel „direkter“ wahrnehmen. Es war nicht, als wäre man aufgeputscht, sondern viel mehr, als wäre ich erstmalig so richtig „anwesend“ in meinem Körper, irgendwie präsenter im Augenblick. Außerdem war meine Nase wieder sehr zu gewesen an dem Tag, auf einmal konnte ich wieder frei durch sie atmen. Wir trafen dann noch zwei Nachbarinnen von meiner Mama und unterhielten uns lange mit ihnen. Normalerweise ermüdet mich so etwas sehr schnell, aber diesmal genoss ich es sogar, ich war in der Lage, sehr gut zuzuhören und ein großes Interesse zu zeigen. Es fühlte sich einfach alles mal so richtig gut an, auch irgendwie wie ein tiefer Friede.

Am nächsten Tag war ich dann etwas übermütig und aß auf einem Polterabend ein bisschen Salat mit Essig, Ananas und Mandarinen und eine Bratwurst, worauf es auch erst keine Reaktion gab, als ich am nächsten Tag allerdings eine größere Inlineskatestour unternahm und stark ins Schwitzen geriet (wobei auch Histamin ausgeschüttet wird), kam es zu einer heftigen Bläschenbildung in meinen Armbeugen, die wie Säure brannten. Da ist mein Histaminfass dann wohl leider doch übergelaufen, aber mit einer oralen Einnahme von Vitamin C ging es später auch etwas zurück und am nächsten Morgen war fast nichts mehr davon zu sehen.

Meine zweite Infusion bekam ich abends um 18:30 Uhr. Ich war ziemlich kaputt vom Tag und freute mich auf eine energiespendende Wirkung. Da es schönes Wetter war an dem Abend beschloss ich, noch eine Runde reiten zu gehen. Ich war immer noch ziemlich müde und ich bekam das Satteln nur schleppend hin, aber gleich müsste es ja besser werden! Gegen Ende meines Ausritts spürte ich aber immer noch nichts, auch wenn ich unaufhörlich in meinen Körper hineinlauschte. Es schien diesmal wirklich gar nicht zu funktionieren und ich war schon richtig enttäuscht. Bei einem letzten Galopp machte Kairo plötzlich einen „Freudenbuckler“ und … ich lachte laut los. Glaub mir, ich bin echt der stille Genießer, doch auf einmal legte sich wie ein Schalter in mir um und ich musste einfach… lachen! Ich konnte gar nicht mehr aufhören. Zum Glück war ich alleine in dem Wald… Ich lachte laut und aus tiefstem Herzen und da war es wieder. Dieses wunderschöne Gefühl, einfach wach und präsent zu sein. Es fühlte sich an wie dieses Gefühl, als ich meine erste Suppenwoche nach der schweren Histaminzeit Anfang des Jahres durchgeführt hatte und die Entzündung drastisch aus meinem Körper zu weichen begann. Auch da war auf einmal dieses mega-beschwingte Gefühl, das mich einfach laut loslachen ließ und ich am liebsten die Welt umarmt hätte. Dieses Verstehen, was es wirklich bedeutet, sich gesund zu fühlen und gerne in seinem Körper zu sein. Ich befürchtete ein wenig, dass es mich so aufgeputscht hätte, dass ich später nicht würde einschlafen können, doch… ich schlief diese Nacht wie ein Baby.

Meine dritte Infusion erhielt ich am Morgen der Hochzeit von Freunden von mir. Ich hatte nicht viel Schlaf bekommen in dieser Nacht und plante schon, vor der Hochzeit noch ein Mittagsschläfchen zu machen. Ich erlebte diesmal zwar keine deutlich aufputschende Wirkung, allerdings kam ich ohne Mittagsschlaf aus und erlebte nicht einen Durchhänger an dem Tag. Ich war aufmerksam und bei der Sache (was sehr gut war, da ich für die Fotos verantwortlich war), die laute Musik machte mir nichts aus und ich genoss es, einige neue Leute kennen zu lernen und hatte sehr gute Gespräche und gute Laune ohne überdreht zu sein. An Alkohol wagte ich mich immer noch nicht, dafür gab es so gutes Essen, dass ich mich nicht zurückhalten konnte. Ich aß einen großen Salat mit Rucola, Essig, Champignons, viel geräuchertem Lachs, die Hauptspeisen waren mit Pfeffer gewürzt und was weiß ich noch. Nur von Spinat hielt ich mich strikt fern, der ist ja auch überladen mit Oxalsäure (Edit 2018: Spinat wieder 100% verträglich! :-)). Außerdem gönnte ich mir noch etwas mit Sicherheit nicht so gesundem Nachtisch (aber keinen Kuchen) und Obstsalat mit teilweise histaminhaltigen Früchten wie Himbeeren. Aber: Kein Flush, kein narkoleptischer Müdigkeitsanfall nach dem Essen, und keinerlei Reaktion der Haut, auch nicht in der Nacht oder die Tage danach! Und das, obwohl ich sogar meine Probiotika und Verdauungsenzyme vergessen hatte! Ich war wirklich selig.

Meine vierte Infusion erhielt ich nach einem langen Tag in Frankfurt (wo ich ein zweiwöchiges Projekt von der Uni aus durchführte). Ich hatte nicht viel Schlaf, muss früh los, bin von „Haustür zu Haustür“ genau vier Stunden allein schon unterwegs, danach noch einkaufen, Infusion, dann bin ich nochmal bei meinen Eltern vorbei und abends bis Mitternacht noch einige Arbeiten am Pc erledigt. Auch diesmal nicht aufgeputscht, aber war noch ohne geringste Probleme in der Lage, mit meinen Eltern lange zu sprechen und ihnen aufmerksam zuzuhören, meine Laune war gut und abends habe ich dann noch einiges konzentriert erledigt bekommen, bis um Mitternacht dann wie ein Schalter umgelegt wurde und ich plötzlich einfach todmüde war und herrlich geschlafen habe die Nacht.

Bei meiner Haut zeigen sich auch wieder deutliche Verbesserungen, auch wenn ich oft schon glaube, das muss doch schon so gut sein wie es nur geht. Aber sie wird noch feiner und weicher, und winzige Stellen, die dann doch mal durch zuviel Fruktose zustande kommen, heilen im Nu. Auch zeigen sich bei mir noch so gut wie keine Falten, obwohl ich stark auf die 29 zugehe (Vitamin C ist unheimlich wichtig fürs Bindegewebe) und dieses Jahr viel an der Sonne war. Inzwischen ist es mir auch mal möglich, abends zubereitetes Fleisch im Kühlschrank zu lagern und am nächsten Tag ohne Reaktion drauf zu essen. Es tut einfach so unglaublich gut, diese größere Freiheit zu bekommen! Ich vermute, dass es ein Riesenproblem darstellt, wenn man über einen längeren Zeitraum fast keine Rohkost zu sich nehmen kann, da man dadurch in einen Vitamin C-Mangel rutscht. Verglichen mit dem, was andere Säugetiere, die ihr Vitamin C selbst produzieren (wir Menschen stellen zusammen mit Meerschweinchen und wenigen weiteren Ausnahmen eine große Seltenheit unter den Säugetieren dar, da wir auf Vitamin C durch die Nahrung angewiesen sind) täglich an Vitamin C zur Verfügung haben, nehmen wir im Allgemeinen heutzutage extrem wenig zu uns. Und gerade in Stresssituationen oder wenn das Immunsystem in Aufruhr ist, verbrauchen wir einfach unglaublich viel. Oder auch, wenn wir sehr infektanfällig sind, kann das auf einen Vitamin C-Mangel hindeuten. Deswegen, tu deinem Körper einen Gefallen und probiere es aus! Warum sich unnötig quälen! Ich wünschte, ich hätte es früher für mich entdeckt.

Edit 2017: Vor wichtigen Ereignissen und Reisen, für die ich fit und stabil sein wollte und die meinen Körper einiges kosten würden, habe ich mir dieses Jahr nochmal Infusionen setzen lassen (3 insgesamt 2017, zum Beispiel vor meiner USA-Reise mit dem Workshop am Institute for the Psychology of Eating). Ich merkte bei den letzten Infusionen allerdings, dass ich kaum noch davon profitierte, dass der heftige Unterschied nicht mehr zu spüren war, weswegen ich vermute, dass sie am einflussreichsten bei einer akuten Nebennierenschwäche zur Regeneration der Nebennieren sind, da sie mit unser Vitamin C bedürftigstes Organ sind und wir in Zeiten einer Schwäche stärker auf Histamin reagieren, da unser Körper nicht genügend Cortisol produzieren kann, um die Entzündungen in Schach zu halten. Durch die jahrzehntelange Cortisolnutzung (Hydrocortison) hatte ich wahrscheinlich auch eine gewisse Cortisolresistenz entwickelt. Und weswegen ich davon ausgehe, dass es meinen Nebennieren wieder relativ gut geht.

Anfang 2018: Nach einer anstrengenden Phase merkte ich wieder die schleichenden Symptome einer Nebennierenerschöpfung und ließ mir wieder eine Infusion (+Akupunktur) verpassen. Ich merkte wieder eine deutliche Besserung und brauchte sofort weniger Schlaf und kam deutlich besser aus dem Bett. Ich lasse mir immer noch einzelne Male im Jahr, wenn mal zuviel auf einmal auf mich zugekommen ist (+starker Pollenflug u. heftige Trockenheit dieses Jahr), eine Infusion von 15 g legen. Meine Lebensmittelverträglichkeit wird stets besser und ich kann wieder regelmäßig auswärts essen. Ich möchte aber betonen, dass es niemals einzelne Maßnahmen sind wie ein einzelner Nährstoff oder eine bestimmte Diät, sondern es die Gesamtheit der Dinge ist, die ein stabiles Fundament aufbaut. Auch die Arbeit an alten mentalen Mustern und seelischen Verletzungen dieses Jahr brachte weitere Entspannung in mein System, sodass mein Nährstoff- und Cortisolverbrauch nochmal erheblich gesunken ist, während gleichzeitig mein gesamter Körper (einschließlich Darm) optimaler heilen konnte.

Edit 2020: Ich habe nun bereits mehrere Fälle erlebt von Menschen mit schwerer Dysautonomie, deren Körper sie ruhig stellen wollte mit Erschöpfung, die durch eine Vitamin C Infusionsreihe in eine starke Sympathikusdominanz (mit Panikattacken, starker Nervosität, Schlafstörungen, etc.) gebracht wurden. Bei Risiko unbedingt einen großen Abstand zwischen den Infusionen lassen und sie nie nie nie als Ersatz für einen gesunden Lebensstil und Ausgleich nehmen, nur, um sich weiter voran pushen zu können! Wenn du nicht meditieren und entspannen kannst, empfehle ich dir meine Körperübungen.

Die 12 Arten von Stress

3 thoughts on “Vitamin C-Infusionen

  • 22. Dezember 2015 at 23:36
    Permalink

    Hallo liebe Doro,

    auch ich habe 14 Vitamin C Dosen per Infusion bekommen.
    Möchte gerne auch oral etwas einnehmen aber bin mir bei meiner FI, LI, Histamin-Problemen, Schuppenflechte, Reizdarm, Magenschleimhaut-Entzündung usw nicht sicher welches ich wohl mal ausprobieren könnte. Hast Du einen Tipp?

    GLG Lelle

    Reply
    • 24. Dezember 2015 at 11:14
      Permalink

      Hi Lelle,
      du hast ja auch mit viel zu kämpfen! Aber haben die Infusionen dir geholfen? Aber ist natürlich schon auf Dauer teuer und umständlich. Meine Verträglichkeit zu Ascorbinsäure ist mit der Heilung meines Darms deutlich besser geworden. Einfach ganz langsam damit anfangen und über den Tag verteilt kleine Dosen in deinem normalen Wasser mittrinken. Wenn du mega empfindlich bist, dann nur ein bisschen direkt vor oder während einer Mahlzeit einnehmen, da tut es deinem Magen ganz gut, wenn der pH-Wert etwas sinkt, fördert die Verdauung. Wie kommt es zu der Magenentzündung, hast du viele Schmerzmittel eingenommen früher? Ansonsten nehme ich ein abgepuffertes, Calcium-ascorbat. Yasmina Ikelenstam empfiehlt außerdem Ascorbyl-palmitat, und dann gibt es noch liposomales Vitamin C, beides fettlöslich und auch sehr gut von den Zellen aufgenommen. Habe es aber noch nicht ausprobiert. Vitamin C aus vollwertigen Quellen wie Acercola kann leider problematisch werden, also ich vertrage viele Beeren eher schlecht, bin mir noch nicht ganz sicher, woran es liegt, da spar ich mir von vornherein das Geld. Aber vielleicht steige ich da auch irgendwann drauf um, sobald es mir noch etwas besser geht. Einfach ganz langsam vorarbeiten. Kannst ja nochmal schreiben, wenn etwas für dich funktioniert. Finde Vitamin C wirklich superwichtig, gerade jetzt im Winter.
      LG,
      Doro

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